Geschichte der Stadt und historisches Kalendarium

Die Statutarstadt Opava ist das industrielle und kulturelle Zentrum von Tschechisch-Schlesien. Die Bedeutung der Stadt geht über die Grenzen des ehemaligen gleichnamigen Kreises weit hinaus. Eine an der Kreuzung der Handelswege gelegene und nach dem Fluss Opava benannte Siedlung wird 1195 erstmals erwähnt, das Stadtrecht wird dann durch eine Urkunde aus dem Jahr 1224 belegt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstand im Rahmen der Länder der Böhmischen Krone das Herzogtum Troppau und Opava wurde zu seinem administrativen Zentrum. Seit 1742, nach der Niederlage im Ersten Schlesischen Krieg und der Abtretung des größten Teils Schlesiens an Preußen, war Opava die Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien.

1820, nach der Niederlage Napoleons, fand in Opava der zweite Fürstenkongress der Siegermächte statt; an diesem Kongress nahmen die Vertreter der sog. Heiligen Allianz – namentlich der russische Zar, der preußische König, der österreichische Kaiser und die Vertreter Englands und Frankreichs – teil, um über das gemeinsame Vorgehen gegen die revolutionäre Bewegung in Italien zu beraten. Bis zur Entstehung des Landes Mähren-Schlesien im Jahr 1928 war Opava Sitz der Landesbehörden.

Opava war keine wirtschaftlich entwickelte Stadt und die Einwohner waren überwiegend Deutsche. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann das tschechische Element in Schlesien aktiv zu werden und Opava wurde zum Zentrum seiner Aktivitäten. Eine neue Dynamik brachte in die Entwicklung des tschechischen Selbstbewusstseins und der tschechischen Kultur die Entstehung der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1918. Die stagnierende Wirtschaft, vor allem die Tuchherstellung und später die Lebensmittelindustrie, konnten – wenn auch nur in begrenztem Maße – erst nach dem Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz im Jahr 1855 neu belebt werden.

Während der deutschen Besatzung zwischen 1938 und 1945 war Opava Zentrum eines Regierungsbezirks im sog. Reichsgau Sudentenland. Bei schweren Kämpfen am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Großteil der Stadt beschädigt oder zerstört und über 3.000 sowjetische Soldaten verloren ihr Leben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden neue Wohnviertel gebaut und neue Industriebetriebe errichtet, vor allem Maschinen-, Lebensmittel-, Papier- und Pharmafabriken.

Opava ist heute eine Statutarstadt und Sitz der Schlesischen Universität sowie zahlreicher Mittelschulen, Kultur- und Forschungsinstitute. Das am 1. 5. 1814 gegründete Schlesische Museum ist das älteste Museum auf dem Gebiet der Tschechischen Republik und gehört zu den bedeutendsten tschechischen Museen (Exposition zum Thema Natur, Geschichte Schlesiens, Entwicklung des Lebensstils und der Kunst von der Gotik bis zur Gegenwart).

In der Stadt wurde der Dichter Petr Bezruč (1867–1958) geboren und bestattet. Schüler an dem hiesigen Gymnasium war der Gründervater der modernen Genetik Johann Gregor Mendel (1822–1884). Aus Opava stammen auch der Wiener Architekt und Mitbegründer der Wiener Secession Joseph Maria Olbrich (1867–1908), der Schriftsteller A. C. Nor (1903–1986) sowie die Schriftstellerin Joy Adamson (1910–1980), eine unermüdliche Kämpferin für die Rettung der afrikanischen Natur und Autorin der Bücher über die Löwin Elsa.

In Opava sind zahlreiche Kulturdenkmäler erhalten geblieben, von denen viele unter Denkmalschutz stehen. Ein charakteristisches Merkmal der von Petr Bezruč als „Weißes Opava“ besungenen Stadt sind zahlreiche Park- und Gartenanlagen, die sich vor allem an den Rändern des historischen Stadtzentrums befinden.

Historisches Kalendarium – wichtige Ereignisse 

26. 12. 1195  In einer Urkunde des Olmützer Fürsten Vladimír, die in Opava herausgegeben wurde, wird Opava zum ersten Mal schriftlich erwähnt

1224              In einer Urkunde des böhmischen Königs Přemysl Otakar I., die in Hulín vom Notar Heřman niedergeschrieben wurde, wird Opava zum ersten Mal als Stadt bezeichnet; aufgrund dieser Urkunde wird Opava zu den ältesten privilegierten Städten in den böhmischen Ländern gezählt

3. 5. 1247     Durch ein Privilegium des mährischen Markgrafen Přemysl wird Opava das Recht verliehen, einen Jahrmarkt zu halten; als Entschädigung für die Schäden, die ihr während der Belagerung durch die Mongolen im April 1241 zugefügt wurden, wird die Stadt zugleich von den Zöllen befreit

1281             Opava wird zur Residenzstadt des Herzogtums Troppau erhoben (der böhmische König Přemysl Otakar II. hatte 1269 die Provinz Troppau seinem Sohn Nikolaus I. als Entschädigung für den Ausschluss von der böhmischen Thronfolge zugewiesen; nach seiner Rückkehr aus der ungarischen Gefangenschaft wurde Nikolaus I. Herr bzw. Herzog von Troppau)

1318             Nikolaus I. stirbt

3. 7. 1318     Nikolaus II. wird mit dem Herzogtum Troppau erblich belehnt

8. 12. 1365   Nikolaus II. stirbt

1377             Das Herzogtum Troppau wird unter den vier Söhnen des Herzogs Nikolaus II. (Johann, Nikolaus, Wenzel und Přemysl) geteilt, nachdem der jüngste von ihnen volljährig geworden ist; zum Zentrum des Herzogtums wird Hradec nad Moravicí

1427–1431   Das Herzogtum Troppau wird durch die Hussiten verwüstet; Herzog Přemysl unterzeichnet die „Vier Prager Artikel“; im Herzogtum Troppau verbreitet sich die hussitische Reformation; die Residenz der Herzöge von Troppau wird nach Opava verlegt

1465             Das Herzogtum Troppau wird an die Söhne des Hussitenkönigs Georg von Podiebrad, vor allem an den Herzog Viktorin, übergeben

1466–1473   Opava leidet wegen des Festhaltens an der Kelchkommunion unter dem Interdikt, das am 23. November 1466 vom Papst Paul II. verhängt wurde und erst am 1. April 1473 gelöst werden sollte

1474             Der ungarische König Matthias Corvinus, der in päpstlichen Diensten steht, führt einen Kreuzzug nach Schlesien; die Schwarze Legion des Königs erscheint am 23. August vor Opava

1485–1526   Herrschaft der Ungarn im Herzogtum Troppau: Matthias Corvinus übernimmt am 12. Mai die Herrschaft über das Herzogtum Troppau, nachdem er es dem Herzog Viktorin von Podiebrad entzogen hat

1525             Im Herzogtum Troppau verbreitet sich die lutherische Reformation; Opava entwickelt sich zu einer Hochburg des Luthertums in Schlesien

2. 10. 1603   Über Opava wird von Rudolf II. die Reichsacht verhängt; auf diese Reichsacht folgt der Einmarsch der Truppen des Olmützer Bischofs Franz Seraph von Dietrichstein

23. 9. 1607   Opava wird von den Truppen des kaiserlichen Generals Giorgio Basta (Regiment Geisberg) nach 43 Tagen Belagerung eingenommen

1613             Das Herzogtum Troppau wird im Rahmen der Rekatholisierung von Karl I. von Liechtenstein erworben; wegen des „unfreundlichen“ Empfangs in Opava verlegt der neue Herzog seinen Sitz nach Krnov und verbindet somit das Herzogtum Troppau mit dem 1377 abgespaltenen Herzogtum Jägerndorf

1648             Schwere Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges: Der Großteil der tschechischen Bevölkerung wird aus Opava ausgewiesen und muss die Stadt verlassen; die bisher weitgehend evangelische Stadt wird – vielleicht unter der aktiven Mitwirkung des während des Krieges gegründeten Jesuitenkollegs – nach und nach rekatholisiert; die Stadt wird mit Deutschen neubesiedelt und die verbliebene tschechische Bevölkerung wird zunehmendem Germanisierungsdruck ausgesetzt

1742             Schlesien wird aufgrund des am 11. Juni 1742 geschlossenen Vorfriedens von Breslau unter Preußen (der größere Teil) und Österreich (der kleinere Teil) geteilt; im Herzogtum Troppau verläuft die Grenze entlang des Flusses Oppa; Opava wird zur Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien und zum Sitz des Königlichen Amtes sowie des Öffentlichen Konvents

1782–1849   Österreichisch-Schlesien wird dem Mährischschlesischen Landesgubernium in Brno untergeordnet, in Opava tagt aber weiterhin der Öffentliche Konvent; seit 1793 ist Opava Zentrum des Kreises und somit Sitz der Kreishauptmannschaft

1820             In Opava tagt vom 24. Oktober bis 23. Dezember der Fürstenkongress der Heiligen Allianz

1849             Opava wird zum Sitz des Statthalters und ab 1854 der Schlesischen Landesregierung; diese besteht als politisches Amt bis 1928

1850             In Opava werden die Handels- und Gewerbekammer sowie das Landesgericht errichtet

1862             Opava wird zum Sitz des Schlesischen Landtags; dieser besteht bis 1918

1864             In Opava wird das Finanzdirektorium errichtet; dieses besteht bis 1938

1866             Opava wird zur Statutarstadt mit einem Magistrat an der Spitze erhoben

1870             In Opava wird der Landesschulrat errichtet

1911             In Opava wird das Post- und Telegraphendirektorium für Schlesien errichtet

1918             Opava ist vom 29. Oktober bis 20. Dezember Zentrum der „Provinz Sudentenland“; nach der Besetzung der Stadt durch die tschechischen Truppen wird die Macht von den Ämtern der neuentstandenen ČSR übernommen

30. 11. 1928 Schlesien wird mit Mähren zusammengelegt; Opava verliert die Privilegien einer Landeshauptstadt

1938–1945  Opava ist während der deutschen Besatzung Zentrum eines Regierungsbezirks im Rahmen des „Reichsgaus Sudetenland“

22. 4. 1945  Opava wird durch die Rote Armee befreit; der Stadt werden große Schäden zugefügt – unter den vergleichbaren tschechoslowakischen Städten muss Opava die größten Zerstörungen ertragen

1945            Im Mai beginnt der Wiederaufbau von Opava; am 27. Oktober 1945 wird Opava erneut zur Statutarstadt erhoben und ist zugleich Sitz des Kreisnationalausschusses

1. 1. 1946    Eingliederung der Gemeinden Kateřinky, Jaktař und Kylešovice

1958             Erstmalige Veranstaltung des Kulturfestivals Bezručova Opava

1976             Integration von Opava und den benachbarten Gemeinden

9. 6. 1991    Gründung der Schlesischen Universität Opava

1994             Entstehung des Ausbildungszentrums für Logistik in Opava, das von der Armee der Tschechischen Republik betrieben wird

1996             Erhebung der Propsteikirche Mariä Himmelfahrt zur Konkathedrale

7. 7. 1997     Opava wird vom größten Hochwasser in seiner Geschichte heimgesucht

2000             Am Oberring wird die Fußgängerzone errichtet; am 26. Oktober wird Opava vom belgischen Königspaar besucht

2003             Die Sporthalle und das Parkhaus werden gebaut

2004             Am Niederring wird die Fußgängerzone errichtet

2006             Das Rathausgebäude Hláska wird saniert

2007             Der Platz der Befreier wird in eine Parkanlage umfunktioniert; auf dem städtischen Friedhof wird eine neue Trauerhalle gebaut

2009             Das Gemeindehaus in der Ostrožná-Straße wird nach der Sanierung wiedereröffnet

2011             Das Kunsthaus, die Weinstube und die Kunstgrundschule in der Pekařská-Straße werden umgebaut

2012             Das Kulturhaus in der Na Rybníčku-Straße wird saniert

2013             Der Radweg „Schlesische Magistrale“ wird eröffnet

2014             Der Stadtpark wird revitalisiert

2015             Opava wird von Hans-Adam II. von Liechtenstein besucht

2016             Der Pianist Lukáš Vondráček aus Opava gewinnt den weltweit bedeutenden Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Belgien