Konkathedrale Mariä Himmelfahrt

Das größte kirchliche Bauwerk in Opava und die Dominante des Oberrings, die einstige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler mit den typischen Elementen der schlesischen Backsteingotik. Die Entstehung der Kirche ist untrennbar verbunden mit dem Deutschritterorden, der in Opava seit 1204 aktiv war. Aus einer Urkunde, ausgestellt von dem König Wenzel I. und datiert auf das Jahr 1237, geht hervor, dass „die Ritter mit dem schwarzen Kreuz“ in Opava ein Pfarrhaus innehatten. Aus dieser Information kann geschlussfolgert werden, dass sich an der Stelle der heutigen Konkathedrale bereits früher ein romanisches Bauwerk befunden hat.

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde zunächst ein massiver, eckiger Turm gebaut. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde dann der größere südliche Turm errichtet. Er wurde auf Anregung des Stadtrates gebaut und erst später an die Kirche abgetreten. Auch der Bau der neuen Pfarrkirche fand auf Anregung des Stadtrates statt, der in den nachfolgenden Zeiten mit dem Deutschritterorden um den Einfluss auf diese Kirche wetteifern sollte. Zunächst wurde ein langes und relativ hohes Presbyterium gebaut, dessen Gewicht durch mächtige Bögen unterstützt werden musste. Während der südliche von ihnen bis heute besteht, stürzte der nördliche später ein und beschädigte den Eckteil der Kirche. Erst gegen Mitte des 14. Jahrhunderts wurde dann das Dreischiff vollendet, das an die älteren Türme anliegt. Auf Anregung des Deutschritterordens wurde gegen Ende des Jahrhunderts vor dem Westportal, das zur Kommende des Ordens ausgerichtet war, eine Vorhalle gebaut.

Innerhalb der Kirche wurde ein Lettner errichtet – eine Schranke, die das Ordenspresbyterium mit dem Hauptaltar der Jungfrau Maria von dem Hauptschiff abtrennte, in dem sich die Laien zu den Gottesdiensten versammelten. Der Lettner wurde jedoch nach einem Brand im Jahr 1461 abgerissen und sollte nicht mehr wiederhergestellt werden. Nach der Vollendung des Dreischiffs wurde das Interieur mit Altären gefüllt, an deren Herstellung sich oft die wohlhabenden Bürger von Opava finanziell beteiligten. An die nördliche Seite des Presbyteriums wurde die Sakristei und an das südliche Schiff die Kapelle des Stadtrates angebaut. An der südlichen Seite des Presbyteriums befand sich eine Kapelle, deren Bau von dem reichen Patrizier Rejnček finanziert wurde. Später wurde sie auf Anregung des Bürgers Nikolaus Dreymandel umgebaut und mit einem Tafelbild der Heiligsten Dreifaltigkeit aus dem Jahr 1452 versehen. Dieses Bild ist bis heute erhalten geblieben. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ließ der Stadtrat an die Nordseite des Presbyteriums eine Vorhalle anbauen, die zugleich als Festeingang für die Mitglieder des Stadtrates diente. Aus derselben Zeit stammte auch der monumentale Hauptaltar, der damals einer der größten und schönsten Altäre in den böhmischen Ländern war. Der symbolische Abschluss der zweihundert Jahre dauernden Bauarbeiten fand nach dem Jahr 1540 statt, als der südliche Turm mit einer Gallerie und einem achteckigen Aufbau versehen wurde.

Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden im Innenraum der Kirche nach und nach Renaissancegemälde und Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen. Heute können einige dieser Grabsteine in der westlichen und südlichen Vorhalle besichtigt werden. Die Fensterlaibungen und geschmiedeten Fenstergitter in der alten Sakristei an der nördlichen Mauer des Presbyteriums, die aus der Zeit der Renaissance stammen, sind ebenfalls bis heute erhalten geblieben. Die Innenräume der Kirche konnten jedoch – im Unterschied zur Außengestalt – ihren mittelalterlichen Charakter nicht behalten, da sie während des großen Opava-Brandes im Jahr 1689 durch das einstürzende Dach zerstört worden waren. Die nötigen Umbauten des Interieurs wurden zunächst von den Baumeistern G. Hausrucker und J. Zeller durchgeführt, die das gotische Gewölbe durch ein barockes ersetzten. Weitere Umgestaltungen im Stil des Barock folgten nach dem nächsten Brand im Jahr 1758, als der Baumeister J. G. Werner das Interieur des Presbyteriums umgestaltete.

In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wurde die Wiederherstellung der Kirche im klassizistischen Stil fortgesetzt. Das Dreischiff wurde umgestaltet und auf der nördlichen Seite um die halbkreisförmige Kapelle des heiligen Johannes Nepomuk erweitert. Das Bild des heiligen Johannes Nepomuk, das am Ende des 17. Jahrhunderts gemalt wurde und das sich heute in der Kapelle der heiligen Anna befindet, ist die älteste Abbildung dieses Heiligen auf dem Gebiet von Tschechisch-Schlesien. Im Presbyterium kann das Epitaph des Fürsten Karl I. von Liechtenstein besichtigt werden, das von dem Bildhauer J. G. Lehner aus Opava geschaffen wurde. Der heutige Hauptaltar ist ein Werk von Josef Lehner. Es handelt sich um einen Baldachinaltar mit sechs korinthischen Säulen, die eine Krone mit Kreuz tragen. Zum Altar gehören auch eine Darstellung der Himmelfahrt Mariens und die Statuen der heiligen Elisabeth und des heiligen Georg. Lehner schuf auch sechs weitere Altäre für die Seitenkapellen. Von der bis heute erhaltenen Ausstattung des Interieurs können ein Taufbecken aus Marmor, das mit einer Darstellung der Taufe Christi geschmückt ist und ebenfalls von Josef Schubert geschaffen wurde, sowie eine klassizistische Kanzel bewundert werden. Die Seitenschiffe sind mit den Bildern von F. I. Leicher ausgeschmückt und an den Wänden im Presbyterium kann ein Zyklus von neun Bildern aus dem Leben der Jungfrau Maria besichtigt werden, deren Maler Ignaz Raab war.

Am Ende des 19. Jahrhunderts, als das Interesse an dem inzwischen zur Propsteikirche erhobenen Gotteshaus stark zunahm, wurde ein radikaler Umbau in dessen alte mittelalterliche Gestalt erwogen. Die Pläne des Architekten Georg von Hauberisser wurden schließlich wegen finanzieller Probleme und der ablehnenden Haltung der neuen Generation der Denkmalschützer fallen gelassen und im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts wurden nur kleinere Veränderungen realisiert. Ähnlich wie die meisten anderen Kirchen in Opava wurde auch die Propsteikirche Mariä Himmelfahrt am Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigt und während der nächsten Jahrzehnte schrittweise wiederhergestellt. Ein wichtiges Datum in der Geschichte der Kirche war das Jahr 1996, als sie im Zusammenhang mit der Entstehung des Bistums Ostrau-Troppau zur zweiten Bischofskirche – der sog. Konkathedrale – erhoben wurde. Seit 1995 ist die Konkathedrale in der Liste der nationalen Kulturdenkmäler eingetragen.