Stromrichteranlage
Eines der interessantesten technischen Denkmäler in Opava ist die Stromrichteranlage auf dem Fischmarkt hinter dem ehemaligen Marianischen Institut. Das Objekt ist seit 1990 in der Liste der staatlich geschützten Denkmäler eingetragen und stellt in der Tschechischen Republik ein Unikat dar.
Die Stromlieferungen für den örtlichen Nahverkehr waren seit 1905 dringend notwendig, da in diesem Jahr die erste Straßenbahn in Betrieb genommen wurde und sich mit einer Geschwindigkeit von 12 Kilometern pro Stunde auf den Weg vom Oberring zum späteren Kinotheater Alhambra in Kateřinky begab. Diese Linie, die später über die Krnovská-Straße bis zum Stadtpark verlängert werden sollte, wurde durch eine zweite Linie ergänzt, die vom Ostbahnhof über die Jánská-, Ostrožná- und Olomoucká-Straße zum Krankenhaus führte und später bis zur Nervenheilanstalt verlängert werden sollte. Beide Strecken hatten eine Spurweite von einem Meter und wurden anfangs von acht Straßenbahnen befahren. 1912 wurde schließlich eine dritte Strecke eröffnet, die am Theatergebäude am Oberring begann und über die Ostrožná- und Otická-Straße bis zum städtischen Friedhof führte. 1948 wurde die erste Linie bis zur Schwedischen Kapelle verlängert und an ihrem anderen Ende wurde ein neuer Abschnitt gebaut, der von der Kreuzung der Krnovská- und Jaselská-Straße weiter nach Jaktař führte. Hier, an der Stelle des heutigen Restaurants „Na točně“, endete die Linie. Seit den 1950er Jahren wurde der Straßenbahnverkehr wegen des schlechten technischen Zustands der Strecken schrittweise eingestellt. Die Straßenbahnen wurden durch Oberleitungsbusse ersetzt, die sich 1952 zum ersten Mal auf den Weg machten und später zu einem der Symbole des Nahverkehrs in Opava wurden. Die letzte Straßenbahnfahrt fand dann vier Jahre später statt. Eine Erinnerung an den Straßenbahnverkehr in Opava sind heute die Gleisstücke, die in das Pflaster der Hrnčířská-Straße und des Niederrings eingebaut wurden.
An der ersten Wagenhalle auf der Krnovská-Straße wurde zwischen 1903 und 1904 das industrielle Gebäude des städtischen Dampfkraftwerks errichtet, das Wechselstrom in Gleichstrom umwandelte. Durch den Ausbau des städtischen Nahverkehrsnetzes wurde es notwendig, die Stromrichteranlage in die Nähe des Stadtzentrums zu verlegen. 1929 wurde nach dem Entwurf von Erich Geldner ein einfaches funktionalistisches Gebäude aus Eisenbeton und Ziegeln gebaut und mit Brisolit verputzt. Die ursprüngliche Ausstattung, bestehend aus Transformatoren, Quecksilberdampfgleichrichtern und Schnellschaltern, die 1905 von der Berliner Firma AEG hergestellt worden waren, wurde von der Krnovská-Straße überführt und kann zusammen mit vielen im Originalzustand erhaltenen Bau- und Betriebselementen der Anlage bis heute bewundert werden.
Das Prinzip der Stromrichteranlage beruhte auf der Zuführung des Stroms von 22 kV an die Sammelschienen und an den Hauptschalter auf dem Transformator. Aus ihm wurden die Glaskolben der Quecksilberdampfgleichrichter mit jeweils sechs Anoden, Nadelzündung und Verteiler gespeist, die in zwei Reihen zu je vier Stück angeordnet waren. Die Gleichstromspannung 600 V ging dann weiter in die einzelnen Abschnitte, wie es auch durch die erhaltenen Schilder mit den konkreten Straßennamen belegt wird.
Die Stromrichteranlage funktionierte ununterbrochen bis 1985, als sie durch zwei neue Anlagen ersetzt wurde – die erste Anlage befand sich in der Čajkovský-Straße, die zweite Anlage in der Kylešovská-Straße. Bis dahin funktionierte die alte Anlage ohne größere Probleme. Seit fast dreißig Jahren ist aber ihr Gebäude dem Verfall preisgegeben und die Antwort auf die Frage, ob es auch für die Zukunft erhalten bleibt, lässt auf sich warten.